An einem sonnigen Herbsttag wagten zwei junge Menschen den Sprung ins Ungewisse: Zusammen mit der prominenten Unterstützung des bekannten Schlager-Stars Mickie Krause – selbst passionierter Marathonläufer – traten sie zu einem 5-Kilometer-Lauf an. Was nach einem gewöhnlichen Lauf-Event klingt, war für sie der Höhepunkt eines langen, harten Weges – einer Reise, die weit über sportliche Herausforderungen hinausging. Es war ein Kampf gegen innere Widerstände, Zweifel und die eigene Komfortzone. Die Veranstaltung war Teil der kriminalpräventiven Landesinitiative „Kurve kriegen“, die sich zum Ziel gesetzt hat, sog. Intensivtäterkarrieren bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern.
Die wachsende Jugendkriminalität, nicht nur im Kreis Steinfurt, ist besorgniserregend. Gerade deshalb ist die Arbeit von „Kurve kriegen“ heute wichtiger denn je. Der Lauf war für die beiden Jugendlichen mehr als ein Rennen – er wurde zum Symbol für ihren Mut, die Kurve zu kriegen und sich selbst zu beweisen, dass Veränderung möglich ist.
Die verborgene Herausforderung: Der lange Weg zur Startlinie
Doch bevor es überhaupt zum Startschuss kam, lag ein steiniger Weg vor ihnen. Wochenlang hatten Guido Wilke, Kriminalhauptkommissar bei der Polizei, und Jens Zipser, pädagogische Fachkraft bei der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland, die Jugendlichen darauf vorbereitet. Es war nicht nur körperliche Anstrengung gefragt, sondern vor allem mentale Stärke und emotionale Unterstützung. „Wir wollten ihnen zeigen, dass sie mehr schaffen können, als sie denken – wenn sie dranbleiben“, erzählt Wilke.
Leicht war es nicht. Es war ein ständiges Auf und Ab der Motivation. Zu jedem Trainingsbeginn gab es mehr Gründe, nicht zu laufen, begleitet von immer wiederkehrenden Fragen: „Wofür das Ganze? Brauch ich das? Muss das wirklich sein?“ Trotz der Zweifel und Rückschläge kämpften der Polizist und der Sozialpädagoge unermüdlich weiter, weil sie an die Jugendlichen glaubten – auch wenn diese selbst oft nicht mehr an sich glaubten. Zusätzlichen Motivationsschub gab es von Entertainer Mickie Krause, der sich sofort bereit erklärt hatte, das Lauf-Projekt zu unterstützen. Für Krause war es keine Frage der Größe des Events: „Es ist egal, wie groß oder klein eine Veranstaltung ist. Wichtig ist, dass die Jugendlichen spüren, dass wir an sie glauben.“ Mit seinem „Gemeinsam schaffen wir das!“ gab er den beiden Jugendlichen beim Start die nötige Extra-Motivation. Für die Jugendlichen war es ein Zeichen: Sie waren nicht allein auf dieser Strecke.
Schritt für Schritt: Der Lauf beginnt
Als die beiden zusammen mit dem bekannten Schlager-Star, den Sozialpädagogen und dem Polizisten schließlich losliefen, war schnell klar, dass es kein Spaziergang werden würde. Jeder Schritt schien schwerer, jeder Kilometer endlos lang. Aber sie blieben dran. „Es geht nicht nur darum, körperlich durchzuhalten“, erklärt Jens Zipser. „Es geht darum, zu erfahren, was es bedeutet, wirklich nicht aufzugeben.“ Für die Jugendlichen, die es gewohnt waren, Schwierigkeiten lieber aus dem Weg zu gehen, war dies eine völlig neue Erfahrung.
Die Anstrengung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, aber da war auch ein Funkeln in ihren Augen: Entschlossenheit. Sie wollten es schaffen – nicht für die anderen, sondern für sich selbst.
Der Moment des Triumphs: Die Ziellinie und was sie bedeutet
Als sie schließlich die Ziellinie überquerten, war es still um sie. Kein großer Jubel, keine Menschenmassen. Doch in diesem Moment hatten sie etwas gewonnen, das viel wertvoller war als jede Medaille: Das Bewusstsein, eine persönliche Grenze überwunden zu haben. Es war kein Sieg über die Vergangenheit, sondern ein Sieg über das Gewohnte, was ihnen vorher als unmöglich erschien. Darüber hinaus wurde ihnen deutlich, dass es zwischen Sprüche klopfen und Ziel erreichen tatsächliche Anstrengung bedarf, die sich im Nachhinein auch gut anfühlen kann.
Ein Neuanfang
Für beide Teilnehmer war das Training und der Lauf vielleicht ein Hinweis auf eine Reise, an die sie sich vielleicht einmal erinnern werden unter dem Motto: „Die Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und wer hat gesagt, dass es leicht wird?“
Das Leben feiern – auch das gehört dazu
Dass das Leben nicht nur Anstrengung bedeutet, wurde zum Ausklang dieses Events zelebriert. Beim gemeinsamen Pizzaessen im NABU-Lehmgarten, zu dem sich auch Mickie Krause noch ganz besonders viel Zeit nahm, wurden Erfahrungen und Erinnerungen in lockerer Runde ausgetauscht. Die Aussage eines Teilnehmers, dass dies der geilste Nachmittag seit langer Zeit gewesen sei, überrascht und macht nachdenklich zugleich.