Neun Kinder und Jugendliche, davon fünf Teilnehmer der Initiative „Kurve kriegen“ im Rhein-Erft-Kreis, vier BetreuerInnen und die Kampfkunsttrainerin Pia André, übten sich zwei Tage in einer Turnhalle in Bergheim in philippinischer Kampfkunst.

Neben Themen wie Körperbeherrschung und Einführung in die Kampftechnik ging es hauptsächlich um die Fragen:

  • Wie kann ich mich sicher und stark fühlen?
  • Wie komme ich in meine Kraft?
  • Wie gehe ich konstruktiv mit meinen Gefühlen um?
  • Wie und wann gehe ich auch bei Empfindungen wie Stress, Angst oder Aggression in Kommunikation?

Zusammengefasst sind die Strategien eines Kampfkünstlers wie folgt:

  1. Siegen ohne zu Kämpfen (japanische Formulierung): Dies bedeutet etwa, die Füße in die Hand nehmen und zu rennen. Flucht aus einer kritischen Situation ist oftmals klug und hat nichts mit Feigheit zu tun.
  2. Verhandeln: "Lass uns Freunde bleiben - ich will keinen Stress - lass` uns eine Lösung finden - was brauchst du?" (mit erhobenen, offenen Händen um sich gleichzeitig schützen zu können).
  3. Kämpfen: Wirklich nur dann, wenn verhandeln nicht mehr geht. Ich kämpfe nicht für mein Handy, meinen Geldbeutel oder wegen einer Beleidigung - ich kämpfe, wenn es um meine körperliche Unversehrtheit geht.

Vor all' dem steht jedoch das Innehalten, das Spüren und Erkennen von Gefahr - und die Vermeidung dessen…
                
Kampfkunst ist auch immer mentales Training, welches jemanden befähigt in immer mehr Situationen Innezuhalten und zu merken wo man steht - sowohl räumlich - in einer Kampfsituation, aber auch zu entscheiden, wie man in der nächsten Sekunde entscheiden möchte - und nicht das Opfer der Umstände zu sein.

Innehalten können, verhilft einem zu Sicherheit, bringt Effektivität und Effizienz beim Lernen und beim Wachsen - gibt einem die innere Freiheit, frei von Gewohnheiten und Automatismen zu reagieren.

Eine Frau sitzt mit mehreren Mädchen in einer Sporthalle und hält einen Stock hoch.

Kampfkunst, sowohl das körperliche Training als auch die mentale Arbeit, ist ein lebenslanger Weg. Das heißt auch: Anzuerkennen, dass "nicht die Umstände schuld sind" - sondern ICH entscheide, wie ich die Situationen vor mir bewerte, einschätze und damit umgehe.

Für alle Teilnehmenden waren es zwei anstrengende, herausfordernde Tage, aber es wurden viele Handlungsimpulse gesetzt, um den richtigen Weg im Leben zu finden.