Und da kann und darf das Thema Jugendkriminalität, dass insbesondere nach herausragenden Delikten oder wie zuletzt nach der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik für viel Aufregung und Diskussionen sorgt, nicht fehlen.
Bettina Köster, die Moderatorin der Sendung, nahm das zum Anlass, die Initiative „Kurve kriegen“ in den Mittelpunkt Ihrer Sendung vom 15.05.2024 zu stellen.
Aus den Räumlichkeiten des PP Duisburg ging es knapp 90 min live zur Sache. Mit dabei unsere pädagogischen Fachkräfte Jenny Brockhaus (Hagen), Gregor Winand (Bonn) und Dirk Pfeiffer (Duisburg) sowie Jörg Bialon als Polizeilicher Ansprechpartner der Initiative in Duisburg, Wolfgang Wendelmann aus dem Innenministerium NRW und -zugeschaltet - der Kriminologe und Strafrechtler Prof. Dr. Singelnstein. Da das Gespräch aber nicht nur über die Jugend, sondern insbesondere auch mit ihr geführt werden sollte, waren als echtes Highlight zwei Absolventen der Initiative, Julia und Mellek (Namen geändert) anwesend. Und die machten ihre Sache ganz hervorragend. Authentisch und eindrucksvoll schilderten sie ihren Weg in die Kriminalität und den Weg heraus, den sie mit Hilfe der Initiative bestritten. Und dieser Weg war, so wie sie berichteten, kein leichter, denn Lust an der Initiative teilzunehmen, Hilfe anzunehmen und insbesondere ihr Leben zu verändern, hatten die beiden anfangs überhaupt nicht. „Frau Brockhaus nagte und bohrte“, beschrieb Julia die Hartnäckigkeit unserer erfahrenen Pädagogin, die viel Ablehnung aushält und einen langen Atem hat, wenn es darum geht, junge Menschen auf Kurs zu bringen. Gregor Winand bestätigt solche Anlaufschwierigkeiten auch bei Mellek. „Begeistert war er nicht“, so der Pädagoge, „und hat am Anfang einfach weiter gemacht mit seinen Straftaten. Mal gucken ob der Winand dann weggeht - und der ging aber nicht weg“.
Und das vier Jahre nicht. So lange hat es gedauert, bis Mellek seinen Weg gefunden hat. Er ist heute ein anderer Mensch, selbstbewusst, sportlich und mit klaren Zielen vor Augen.
Beeindruckende Verläufe, die deutlich machen, dass die Hartnäckigkeit der pädagogischen Fachkräfte letztlich zum Erfolg führt. Die Teilnehmer merken, der oder die haben echtes Interesse an mir und nehmen mich als Person an. Nur so gelingt es, tragfähige Beziehungen aufzubauen denn, so Jenny Brockhaus, „Beziehungen sind der Schlüssel“.
Im weiteren Verlauf der spannenden Diskussion wurden u. a. Themen wie die Aussagekraft der Polizeilichen Kriminalstatistik und die Aufgeregtheit der diesbezüglich geführten Diskussionen, die Rollenklarheit von Jugendhilfe und Polizei, und die Probleme bei der Prognose krimineller Karrieren von den Experten erörtert. Zum Thema Prognose mahnte Prof. Dr. Singelnstein aus wissenschaftlicher Perspektive zur Vorsicht, denn solche Einordnungen seien weitreichend und möglicherweise stigmatisierend. Ein Umstand, der den Fachkräften der Initiative natürlich bewusst sei und dem gerade deswegen, so Herr Wendelmann, besondere Bedeutung zugemessen werde. Die Prognose der hochgradigen Kriminalitätsgefährdung und damit die „Eintrittskarte“ in die Initiative, fußt nicht auf einseitiger subjektiver Zuschreibung, sondern auf einem feinteiligen, analytischen Prozess, der gemeinsam - und das ist das alleinstellende an der initiative „Kurve kriegen“ - von erfahrenen Kriminalbeamten und hochspezialisierten pädagogischen Fachkräften durchgeführt wird.
Als Ergebnis der Sendung bleibt festzuhalten: 90 Minuten, die wie im Flug vergingen, Absolventen die zeigen, wie richtig und wichtig unsere Arbeit ist und insgesamt eine tolle Plattform, um die Arbeit der Initiative zu präsentieren und zu erläutern.
Prädikat: Erkenntnisreich - anhören lohnt sich. Die Sendung ist über die Mediathek des Deutschlandfunk abrufbar.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden.