Dieses Zitat stammt von der Mutter eines Teilnehmenden unserer Initiative „Kurve kriegen“ am Standort Coesfeld. Dieser Aussage liegt keineswegs ein böser Hintergedanke zugrunde. Eher haben viele Eltern durch die Belastung aufgrund der Delinquenz ihrer Kinder gewissermaßen „verlernt“, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen ohne die Erwartung an sich selbst ständig „auf den Tisch hauen zu müssen“. Eine Reaktion, die nicht selten vorkommt und in Anbetracht der schwierigen Umstände und des Drucks, der durch das dysfunktionale Verhalten ihrer Sprösslinge entsteht, auch nachvollziehbar ist. 

Daraus entsteht jedoch eine Dynamik, die in vielen Fällen entwicklungshemmend für das Zusammenleben zuhause ist. Die Elternteile wünschen sich eine Verhaltensänderung herbei, am besten schnell. Da oft viele Versuche erfolglos bleiben oder geblieben sind, gipfelt die Frustration in niemals endenden Kleinkriegen und Streitereien. Der/ die Jugendliche reagiert darauf mit Rückzug und Distanz. Die Folge davon; mehr Zeit mit der delinquenten Peergroup oder allgemein draußen, auch zu den Uhrzeiten, zu denen eigentlich geschlafen werden sollte – was natürlich nicht das ist, was die Eltern oder wir als Fachkräfte uns wünschen. In einem gemeinsamen Beratungstermin greife ich diese Dynamik auf. Die Mutter reagiert empört, sie könne doch ihr Kind nicht für die negativen Verhaltensweisen belohnen. Gemeinsam trennen wir auf, was der Unterschied ist zwischen „Verhaltensweisen ablehnen“ und „Person als Ganze ablehnen“. 
 

Eine Trampolinhalle

Um Eltern und Kindern aus diesem Teufelskreis heraus zu helfen haben wir am Standort Coesfeld sehr gute Erfahrungen mit begleiteten Eltern-Kind-Terminen gemacht. Das kann ein Ausflug zur Trampolinhalle, aber auch einfach ein gemeinsamer Besuch in der Eisdiele um die Ecke sein. Ziel ist es nicht, dem / der Teilnehmenden die Verantwortung für das eigene Verhalten abzusprechen. Es soll vielmehr ein Raum geschaffen werden, in dem Eltern und Kind wieder lernen, positiv miteinander zu interagieren und aus dem ewigen Kreislauf an gegenseitigen Vorwürfen und Beleidigungen herauszukommen. Nach solchen Terminen birgt das ernsthafte Gespräch über die letzte Strafanzeige oft wesentlich weniger Konfliktpotenzial. Je nach Familiendynamik werden für diese Termine auch Interaktions-Regeln aufgestellt, an die sich sowohl Elternteil als auch Kind halten müssen. Ein klassischer Übungsprozess – der aus unserer Sicht aber eine sehr wertvolle Wirkung haben kann!