Im Frühling 2023 begrüßte das Fachkräfteteam auf Einladung des Caritasverbandes Paderborn als Träger der Pädagogischen Fachkräfte die Führungs- und Leitungskräfte des Kreises Paderborn, der Kreispolizeibehörde Paderborn, des Jugendamtes des Kreises Paderborn und des Jugendamtes der Stadt Paderborn zum Qualitätsdialog.
Die Pädagogischen Fachkräfte und die Polizeilichen Ansprechpartner der Initiative „Kurve kriegen“ am Standort Paderborn stellten ihre Arbeit mit den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen vor und gaben einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der jungen, kriminalitätsgefährdeten Menschen. Besonders hoben sie hervor, dass bei zahlreichen Familien das Zusammenspiel der verschiedenen Netzwerkpartner wie z. B. Jugendamt, Schule und „Kurve kriegen“ in Form von gemeinsamer Hilfeplanung sehr förderlich für die persönliche Entwicklung der Teilnehmer*innen ist. Frau Mühlenhoff – als Dezernentin im Kreis Paderborn zuständig für das Schulamt und das Jugendamt – machte deutlich, dass ihr die fallbezogene Kooperation sowie die Netzwerkarbeit sehr wichtig seien. Unterstrichen wurde dies auch von den Vertreter*innen der Jugendämter von Stadt und Kreis Paderborn, aus deren Sicht ein gut aufgestelltes Hilfesystem den teilnehmenden Kindern, Jugendlichen und deren Familien Sicherheit und Stabilität ermöglicht. Unter solchen Rahmenbedingungen können festgestellte Risikofaktoren reduziert und die Ressourcen und Fähigkeiten gefördert werden, so dass die Kriminalitätsgefährdung der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen abnimmt. Zugleich hat dies auch positive Auswirkungen auf die Bedarfe im schulischen Bereich sowie im Jugendhilfebereich.
Im Hinblick auf Kriminalprävention und Kriminalitätsbekämpfung wurde hervorgehoben, dass „Kurve kriegen“ in Paderborn im Kriminalkommissariat 3 (KK3) angesiedelt ist, welches insbesondere für Kinder- und Jugendkriminalität sowie Straftaten im Bereich der Betäubungsmittel zuständig ist. Mithilfe dieser örtlichen Rahmenbedingungen lassen sich negative Entwicklungen von einzelnen Kindern und Jugendlichen besonders schnell erkennen, so dass diesen auch kurzfristig die Teilnahme an „Kurve kriegen“ angeboten werden kann. Frau Mertens als Leiterin der Direktion Kriminalität betonte, dass das KK3 zudem Kooperationspartner im Haus des Jugendrechts Paderborn (HdJR) sei, dem auch die Staatsanwaltschaft und die Jugendhilfe im Strafverfahren angehören würden. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von „Kurve kriegen“ und vom HdJR wurden im Qualitätsdialog ausführlich erörtert.
Anhand der folgenden Grafik soll die Entwicklung des delinquenten Verhaltens von vier ausgewählten Teilnehmer*innen beispielhaft dargestellt werden:
Zwei Teilnehmer*innen (grün, rot) fielen dem Fachkräfteteam durch eine noch überschaubare Anzahl an Straftaten vor Aufnahme in „Kurve kriegen“ auf, während die anderen beiden Teilnehmer*innen (blau, lila) in kurzer Zeit eine beachtliche Anzahl an Straftaten bis zur Aufnahme begangen hatten. Bei den Letztgenannten erfolgten im ersten Jahr nach Aufnahme deutlich weniger Anzeigen und im zweiten Jahr keine weiteren. Bei den Erstgenannten begingen die betreffenden Teilnehmer*innen in den ersten Monaten nach der Aufnahme sehr viele Straftaten und im zweiten Jahr der Betreuung dann wieder wesentlich weniger bis gar keine. Aus Sicht des Fachkräfteteams zeigen diese Beispiele, dass dem Screening – also der Auswahl potentieller Teilnehmer*innen – eine besonders große Bedeutung zukommt. Aber es braucht auch Geduld und Ausdauer, um langfristige, positive Entwicklungen zu ermöglichen, bei denen es auch zu Rückschlägen kommen kann.
Hilfreich ist dabei die direkte Arbeit der Pädagogischen Fachkräfte mit den Teilnehmer*innen und deren Familien: regelmäßige Termine zur Bearbeitung der vereinbarten Ziele sowie die Vorbereitung und Begleitung bezüglich Vernehmungsterminen und / oder Gerichtsterminen. Ergänzt wird dies durch passgenaue, kriminalpräventiv-pädagogische Maßnahmen, die auf Anraten der Pädagogischen Fachkräfte von der Kreispolizeibehörde Paderborn in Auftrag gegeben werden. Der dazu notwendige finanzielle Etat wird der Behörde vom Innenministerium zur Verfügung gestellt.
Am Ende der gut zweistündigen Veranstaltung waren sich alle Anwesenden darüber einig, dass „Kurve kriegen“ ein wichtiger Bestandteil in der Verhinderung von Jugendkriminalität in Paderborn ist.
v. l.: Herr Niemann (PAP), Frau Hagen, Frau Müller (Jugendamt Kreis Paderborn), Herr Kenkel (PFK), Frau Mederski (PFK), Herr Klein (PAP), Frau Dr. Brockmann (Caritasverband Pader-born), Herr de Luca (Jugendamt Stadt Paderborn), Frau Mertens (Leiterin Direktion K, KPB Paderborn), Frau Mühlenhoff (Dezernentin, Kreis Paderborn)