Am Anfang stand die Frage - Was sind eigentlich PAP und PFK? - als das Innenministerium NRW im Frühjahr 2021 der Kreispolizeibehörde Unna anbot, die Initiative „Kurve kriegen“ umzusetzen. Als wir dann am 01.07.2021 in den Wirkbetrieb gingen, war das und vieles mehr geklärt. PAP, das sind natürlich die polizeilichen Ansprechpartner und PFK die pädagogischen Fachkräfte. Zusammen sind sie das Fachkräfteteam der Initiative, erfahrene Kriminalbeamte und erfahrene Sozialarbeiter; wenn man so möchte, die Dreh- und Angelpunkte der Initiative.
Rückblickend betrachtet war die „To Do“-Liste zwar lang, aber die Anleitung und Unterstützung des Steuerungsteams aus dem Innenministerium und unserer „Patenbehörde“, dem PP Dortmund, waren super und hilfreich. Mithilfe des so genannten „Leitfadens“, eine Art „Bedienungsanleitung“ für „Kurve kriegen“, in der alles Wichtige erklärt ist, mit Video- und Telefonkonferenzen und durch viele persönliche Gespräche, fiel es uns leicht, alle Punkte nach und nach abzuarbeiten und schnell Tritt zu fassen.
Ein wichtiger Meilenstein: Das erste Zusammentreffen des Fachkräfteteams. Bei uns in Unna zwei Kriminalbeamtinnen und zwei Sozialarbeiterinnen - Frauenpower halt.
Trotz der unterschiedlichen Professionen und beruflichen Sozialisationen stimmte die Chemie von Anfang an. Alle Beteiligten waren sich sicher, dass einem guten Start von „Kurve kriegen“ in Unna nichts mehr im Wege stehen würde - und das ist bis heute so geblieben. Wir sind ein tolles Team. Es ist eine echte Bereicherung für beide Seiten, mal den Blickwinkel des jeweils anderen einzunehmen und gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten.
Und dann ging es los mit der Öffentlichkeitsarbeit.
„Kurve kriegen“ braucht ein breites Netzwerk, um erfolgreich arbeiten zu können, und das will erst einmal informiert sein.
Schon die ersten Vorstellungen der Initiative stießen auf großes Interesse und Begeisterung. Tatsächlich freute man sich vielerorts, dass „Kurve kriegen“ nun endlich auch in Unna angeboten werden würde. Von Konkurrenz oder Bereichsegoismen keine Spur. Mit- und nicht Gegeneinander war und ist das Credo.
Anfang August dann die ersten Besuche bei den Familien potenzieller Teilnehmer. Die Familien waren ausnahmslos positiv von der Initiative und der Ansprache durch Polizei und pädagogischen Fachkräfte überrascht. Für viele eine neue Erfahrung. Ein wertschätzender Umgang, ein Hilfeangebot trotz zugrundeliegender polizeilicher Problematik. Auch für die Polizeibeamtinnen war diese positive Resonanz eine neue Erfahrung, die im sonstigen polizeilichen Alltag nicht selbstverständlich ist.
Und gleich zu Anfang auch eine ganz „harte Nuss“. Ein Vater, selber polizeibekannt, vorbestraft und allem, was nur nach Polizei riecht, absolut ablehnend gegenüberstehend, verweigerte -wie konnte es anders sein- die Zusammenarbeit, er ließ uns zunächst nicht einmal in seine Wohnung. Mit Hartnäckigkeit, Freundlichkeit und Überzeugungsarbeit gelang es uns aber schließlich doch, dass er eine Zusammenarbeit zuließ.
Also legten wir los und begannen mit der Arbeit. Stück für Stück entwickelt dieser Junge sich seither in eine positive Richtung und was niemand erwartet hatte: Der Vater, diese „harte Nuss“ bedankte sich wenige Wochen später mit einer Sprachnachricht bei uns. Er wolle nicht, so sagte er, dass sein Sohn so werde wie er und er sähe, dass das durch die gute und kompetente Betreuung in „Kurve kriegen“ gelänge.
So kann es weitergehen, wir freuen uns auf erfolgreiche Jahre.