Auch im Jahr 2024 wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE) und der Initiative „Kurve kriegen“ weiter intensiviert. Gemeinsam mit internationalen Partnern standen erneut verschiedene Veranstaltungen im Fokus, um die Prävention von Jugendkriminalität auch international weiter voranzutreiben. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die gemeinsamen Events des Jahres 2024:

1. Study visit: Delegationen aus Albanien und Tadschikistan zu Besuch in Düsseldorf

Eine größere gemischte Personengruppe hat sich auf und vor einer Treppe aufgestellt

Zu Beginn des Jahres begrüßte das Steuerungsteam der Initiative „Kurve kriegen“ Delegationen aus Südosteuropa und Zentralasien im Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen. Unterstützt wurde das Steuerungsteams dabei von den Fachkräften Christian Reinartz (ehemaliger Polizeilicher Ansprechpartner im Standort Essen) und Markus Witalinski (Pädagogische Fachkraft im Standort Duisburg). Beide Delegationen zeigten sich insbesondere interessiert an dem für die Initiative essenziellen Ansatz der Verknüpfung von Polizei und sozialer Arbeit, da dies – so die Rückmeldungen – in den jeweiligen Ländern keine gelebte Praxis darstellt. Die albanischen Vertreterinnen des Justiz- und Sozialministeriums waren im Rahmen dieser Veranstaltung derart von den Ansätzen und der Vorgehensweise innerhalb unseres kriminalpräventiven Programms überzeugt, dass man, unterstützt durch die OSZE, ein entsprechendes Pilotprojekt in Albanien umsetzen möchte. Dies sollten letztlich keine leeren Versprechungen bleiben, wie Sie im Laufe des Artikels erfahren werden.

Zwischenfazit:

Der study visit bot eine wertvolle Plattform, um internationalen Vertretern die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu verdeutlichen. Die Begeisterung der Teilnehmenden für das Modell zeigt ein weiteres Mal, dass Ansätze wie „Kurve kriegen“ international auf Interesse stoßen und das Potenzial haben, in verschiedenen Ländern adaptiert zu werden.

2. Workshop in Tirana: Austausch mit Unterstützung von „Rätt Kurva“ in Albanien

Eine größere gemischte Personengruppe hat sich vor einer Präsentation aufgestellt

Und so fanden sich Jörg K. Unkrig und Christopher Ursuleack nur drei Monate später zu einer großen Konferenz unter dem Motto „Kann die Methode ‚Kurve kriegen‘ die kriminalpräventive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Albanien bereichern“ in Tirana wieder. Neben den bereits bekannten Vertreterinnen der Ministerien für Justiz und Soziales, waren dieses Mal auch zahlreiche Fachkräfte aus den Bereichen Polizei und soziale Arbeit anwesend. Die große Besonderheit dieser Veranstaltung war, dass auch unsere schwedischen Kooperationspartner des Projekts „Rätt Kurva“ bei der Veranstaltung anwesend waren. Die dortigen Projektleiter Catharina Törnqvist und Johan Sone wurden ebenfalls durch die OSZE zu dieser Veranstaltung eingeladen, um über die Hintergründe und auch die Herausforderungen bei der Implementierung der Methode „Kurve kriegen“ auf die Gegebenheiten eines anderen Landes zu adaptieren, zu berichten. Das Feedback zu diesem Vorgehen sowie zu der Gesamtveranstaltung hat gezeigt, dass unsere Kooperationspartner der OSZE damit genau ins Schwarze getroffen haben.

Zwischenfazit:

Die internationale Zusammenarbeit macht unsere Initiative noch stärker, die Zusammenarbeit mit unseren schwedischen Kooperationspartnern ist wertvoll und professionell. Und auch in der Kooperation mit Albanien ist mit dieser Veranstaltung noch nicht das Ende erreicht. Hier ist gerade mal der Anfang gemacht…

3. Workshop in Moldawien: Ein geschätzter Schweizer Kollege das letzte Mal im Dienste von „Kurve kriegen“

Eine größere gemischte Personengruppe hat sich vor einer Präsentation aufgereiht

Um es im internationalen Jargon zu halten, handelt es sich hierbei um ein „Follow-Up-Event“, dass auf den Besuch von Jörg K. Unkrig und Wolfgang Wendelmann im letzten Jahr aufbaut. Im Rahmen eines sog. Multi-Stakeholder-Events in Chisinau wurde im letzten Jahr eine umfassende Bedarfsanalyse zur Jugendkriminalität in Moldawien präsentiert und u.a. durch Vorstellung der Initiative „Kurve kriegen“ Wege aufgezeigt, wie durch Kooperation zwischen Polizei, sozialen Diensten, Schulen und Gesundheitsbehörden frühzeitig Risikofaktoren für kriminelles Verhalten identifiziert und bearbeitet werden können.

In diesem Jahr stand wiederum die Schulung in Bezug auf die Methode „Kurve kriegen“ von ausgewählten moldawischen Fachkräften aus den Bereichen Polizei und sozialer Arbeit im Fokus. Dies war gleichzeitig der letzte offizielle „Auftritt“ für die Initiative „Kurve kriegen“ unseres allseits geschätzten Schweizer Kollegen und ehemaligen Mitglieds des Steuerungsteams im Ministerium des Innern Nordrhein-Westfalen Reto Maag, der gemeinsam mit Christopher Ursuleack die dortigen Fachkräfte über die Initiative, jeweils aus der polizeilichen und der sozialarbeiterischen Brille, über unsere kriminalpräventive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen informierte.

Zwischenfazit:

Interessanter Austausch, gute Perspektive, das unsere Ansätze Einzug in die kriminalpräventive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Moldawien erhält und die schmerzliche Erkenntnis, welch ein Verlust Reto Maag für das Steuerungsteam der Initiative ist.

4. Gastvortrag an der OSZE-Akademie in Bishkek: Wissen schadet…dem der es nicht hat!

Eine größere gemischte Personengruppe hat sich hinter Tischen aufgestellt

Zu Beginn des Jahres empfingen wir bereits Gäste aus Zentralasien (Tadjikistan), dieses Mal durften Jörg K. Unkrig und Christopher Ursuleack im Auftrag der OSZE die (weite) Reise nach Kirgisistan antreten. Auch hierbei handelt es sich um ein „Follow-Up-Event“, da wir bereits im vergangenen Jahr eine kirgisische Delegation im Ministerium des Innern Nordrhein-Westfalen empfangen haben. Noch vor Abreise erhielten wir von der Delegationsleiterin aus dem dortigen Innenministerium die Rückmeldung, dass man unbedingt ein Pilotprojekt nach unserer Methode in Kirgisistan ins Leben rufen wolle. Die Einladung die zum jetzigen Termin geführt hat, wurde schon damals ausgesprochen.

Ein absolutes Highlight der gesamten Reise fand direkt zu Beginn statt. Ein Gastvortrag zum Thema „Kriminalprävention und Projektmanagement“ an der OSZE-Academy in Bishkek. Die Academy bietet jungen talentierten Menschen aus den 57 Mitgliedstaaten die Möglichkeit, sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge, u.a. mit politikwissenschaftlichen und ökonomischen Bezug, zu absolvieren.

Die Veranstaltung bot eine hervorragende Möglichkeit, junge und engagierte Menschen mit den Themen Jugendkriminalität und Prävention vertraut zu machen und sie zu ermutigen, dieses Wissen in ihre zukünftige Arbeit für internationale Organisationen miteinfließen zu lassen. Glücklicherweise war das Interesse an dem Vortrag von Christopher Ursuleack sehr groß und das darauffolgende Feedback ausgesprochen positiv.

Zwischenfazit:

Die positive Resonanz der Studierenden und der intensive Austausch auf akademischem Niveau machen deutlich, dass die Prävention von Jugendkriminalität nicht nur auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, sondern auch in der (internationalen) Aus- und Fortbildung zukünftiger Generationen verankert werden muss.

5. Workshop in Kirgisistan: Nun auch über den eigenen Kontinent hinaus…

Mehrere Personen befinden sich hinter einem Tisch und schauen auf diesen. Zwei Personen schreiben.

Im Rahmen eines OSZE-Workshops in Kirgisistan widmete sich die Initiative „Kurve kriegen“ gemeinsam mit Polizeibeamten und Sozialarbeitern der Frage, wie Jugendkriminalität präventiv bekämpft werden kann. Dabei wurde auch von den kirgisischen Fachkräften betont – was auch nach wie vor dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entspricht -  dass Repression bei jugendlichen Straftätern oft wenig zielführend ist und dass stattdessen präventive Ansätze effektiver und kosteneffizienter sind.

Die Diskussionen fokussierten sich auf Fallbeispiele, Risikobewertungen und Maßnahmen, um die Wurzeln / Ursachen der Kriminalität anzugehen. Besonders wertvoll war der Austausch zwischen den Fachkräften, der wichtige Impulse für die zukünftige Präventionsarbeit lieferte.

Zwischenfazit:

Dieser Workshop verdeutlichte erneut, dass Prävention der Schlüssel zur Reduzierung von Jugendkriminalität ist. Der wertvolle Austausch und die geteilten Erfahrungen legen den Grundstein für zukünftige Kooperationen in Kirgisistan.

6. Albanien zum Dritten - Train the Trainer – Seminar in Albanien

Eine größere gemischte Personengruppe hat sich vor einer Präsentation aufgestellt

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Zusammenarbeit zwischen der OSZE und der Initiative „Kurve kriegen“ absolut furchtbar ist. Das Thema „Prävention von Jugendkriminalität“ international zu denken, macht vor allem deshalb Sinn, da auch Kriminalität in zahlreichen Fällen über die Landesgrenzen hinausgeht. Weitere Themen wie Migrationsströme und internationale Krisen unterstreichen diese These. Doch das auch über diesen Austausch ein konkreter Output aus dieser Kooperation erfolgt, zeigt das aktuelle Vorhaben der albanischen Sicherheitsbehörden und des dortigen sozialen Sektors, zum Start eines Pilotprojekts nach der Methode „Kurve kriegen“ in der Stadt Kamza. 

Zu diesem Anlass hat die OSZE zum Jahresende eine Veranstaltung in Durres ins Leben gerufen, bei der die für das Pilotprojekt bereits ausgesuchten polizeilichen und pädagogischen Fachkräfte durch Fachkräfte der Initiative „Kurve kriegen“ in einer Art „Train-the-Trainer-Seminar“ geschult werden sollten. Dieses Vorgehen wurde bereits im Rahmen der Implementierung des schwedischen Projekts „Rätt Kurva“ erfolgreich erprobt. 

In Begleitung der „Kurve kriegen“ Fachkräfte Frank Schier (Standort Düsseldorf) und Markus Rieger (Standort Rhein-Sieg Kreis) führte Christopher Ursuleack aus dem Steuerungsteam der Initiative durch die zwei intensiven und am Ende produktiven Tage. 

Es folgt ein kurzer Gastbeitrag von den beiden Fachkräften, die den Besuch begleiteten:

Frank Schier (Polizeilicher Ansprechpartner im „Kurve kriegen“ – Standort Düsseldorf):

Eine Person steht vor zwei Leinwänden. Auf den Leinwänden ist eine Präsentation abgebildet.

„Unglaublich! Kurve kriegen in Albanien? Das seit Jahren im politischen und strukturellen Wandel befindliche Land hat es nicht leicht. Insbesondere in Kamza, einer Stadt, die direkt an die Landeshauptstadt Tirana grenzt, wachsen Kinder unter schwierigen Verhältnissen auf und rutschen früh in Kriminalität ab. Mit der Unterstützung der OSZE konnten wir gemeinsam die Landesinitiative Kurve kriegen dort nun im Detail vorstellen. Hochrangige politische Vertreter und engagierte, örtliche Fachkräfte waren sehr interessiert und diskutierten intensiv, wie das erfolgreiche deutsche Modell Kurve kriegen implementiert werden kann. In Kamza soll nun der Start erfolgen und perspektivisch in ganz Albanien Anwendung finden. Ich habe mich sehr gefreut Teil des Anstoßes zu sein, der zum Wohle der Kinder hier einen Stein ins Rollen bringen kann.“

Markus Rieger (Pädagogische Fachkraft im „Kurve kriegen“ – Standort Rhein-Sieg-Kreis):

Eine Person steht vor zwei Leinwänden. Auf den Leinwänden ist eine Präsentation abgebildet.

„Albanien meint es ernst! Ich durfte vor sehr interessierten und motivierten Sozialarbeiterinnen und Polizisten den pädagogischen Teil von „Kurve kriegen“ präsentieren. Dadurch war es möglich, den formalen Ablauf der Arbeit, die pädagogische Haltung und die konkrete Erarbeitung von notwendigen Änderungen und Voraussetzungen zur Umsetzung eines an „Kurve kriegen“ angelehnten Programms in Albanien ausführlich zu erläutern und im Dialog mit den örtlichen Fachkräften zu erarbeiten. Die Präsentation dieser Ergebnisse vor den Entscheidungsträgern der involvierten Institutionen und die dadurch ausgesprochenen Zusagen zur Umsetzung waren dabei mein persönliches Highlight. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies ein erster großer Schritt ist, um kriminalitätsgefährdeten Kindern und Jugendlichen in Kamza Chancen auf ein Leben ohne Gewalt und Straftaten zu ermöglichen.“

Zwischenfazit:

„Kurve kriegen“ goes international heißt es nun mittlerweile seit einigen Jahren. Die zum überwiegenden Teil 1zu1 – Umsetzung in Schweden war insbesondere aufgrund der großen Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten in gesellschaftlichen und politischen Strukturen möglich. Dies ist im Vergleich Albanien/ Deutschland sicherlich anders. Dies bedeutet aber nicht, dass der Ansatz der Initiative – Verknüpfung von Polizei und Sozialer Arbeit, Risiko-Screening, frühzeitige Intervention, etc. – nicht auch dort umsetzbar ist. Wir sind jedenfalls sicher, dass das Pilotprojekt nach der Methode „Kurve kriegen“ in Albanien einen enormen Mehrwert für die dortige kriminalpräventive Arbeit haben wird.

Gesamtfazit 2024:

Das Jahr 2024 war geprägt von intensiven internationalen Kooperationen, die die Prävention von Jugendkriminalität auf ein neues Niveau gehoben haben. Die Zusammenarbeit mit der OSZE ermöglichte es, erfolgreiche Ansätze wie „Kurve kriegen“ in verschiedenen Ländern vorzustellen und potenzielle Adaptionen in neuen Kontexten zu diskutieren. Besonders beeindruckend war die Erkenntnis, dass viele Länder mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind und dass durch den länderübergreifenden Austausch praktikable Lösungen erarbeitet werden können.

Unsere Präventionsarbeit zeigt, dass frühzeitiges Eingreifen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren der Schlüssel sind, um Jugendkriminalität nachhaltig zu bekämpfen. Wir freuen uns auf die Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation mit der OSZE und sind zuversichtlich, dass die in diesem Jahr gelegten Grundsteine in Zukunft zu weiteren positiven Entwicklungen führen werden. 

Ein großes Dankeschön gilt dabei unseren Projektpartner der OSZE Mara Garavani-Seisselberg und Ulukbek Abdulaliev, für die unglaublich gute und fruchtbare Zusammenarbeit. Ohne die Professionalität und das Engagement dieser Personen, wären diese tollen Entwicklungen und Ergebnisse nicht möglich.